Polen-USA: Das große Freiheits-Missverständnis
Unterschiede im Freiheitsverständnis von Polen und Amerikanern
Nach Donald Trumps Willen soll Europa bei den Verhandlungen um die Ukraine ausgeschlossen werden, in Paris steigt darum am Montag ein EU-Sondergipfel zur Situation in der Ukraine.
Der Amerikaner hat nach einem Telefonat mit Wladimir Putin erklärt, Gebietsabtretungen der Ukraine seien Teil des künftigen „Deals“. Zum Valentinstag bescherte Putin dann einen Angriff auf Tschernobyl. Nach russischer Denke nur folgerichtig – der Amerikaner hatte mit seiner Kompromissbereitschaft Schwäche gezeigt, also kann man weiter eskalieren. Doch um das russische Mindset soll es hier nicht gehen.
Premierminister Donald wird auch in Paris zugegen sein, mit im Reisegepäck des Liberalen – die große Enttäuschung über Amerika.
Donald Tusk, welcher von sich behauptete, mehrfach mit dem amerikanischen Donald gesprochen zu haben, hatte noch im Januar erklärt, Europa würde ernster genommen, wenn sich Europa mehr anstrenge, sprich mehr in die Rüstung investiere. Polen geht hier mit gutem Beispiel voran. Dieses Jahr sollen 4,7 Prozent des BIP in die Verteidigung investiert werden, fast die Erfüllung von Trumps Forderung an die NATO-Mitglieder von fünf Prozent, was die USA selbst niemals stemmen würden.
Die polnische Enttäuschung ist nicht nur die des atlantischen Musterschülers, sie geht tiefer, es ist die Enttäuschung über den Verrat an der Freiheit. Dabei unterscheiden sich die Vorstellungen von Freiheit zwischen den USA und Polen.
Die polnische Freiheitsliebe war schon in der Adelsrepublik lebendig (1569-1795) – eine einzige Stimme im Warschauer Parlament genügte, um eine Entscheidung zu verhindern (Liberum Veto).
Die eigentliche Vorstellung dieser Idee wurde vor allem durch die polmnische Unfreiheit geboren –nach der Teilung durch Preussen, Russland und Österreich.
Es ist die Freiheit der Nation, für deren Rückeroberung, Erhalt ein Preis gezahlt werden muss.
Der Nationalheld der polnischen Freiheitskämpfe, Tadeusz Kościoszko, appellierte daran „vieles zu opfern, um alles zu retten“. https://encyklopedia.pwn.pl/materialy-dodatkowe/haslo/To-jest-czas-w-ktorym-trzeba-poswiecic-wiele-zeby-wszystko-ocalic-odezwa-do-narodu-pod-Mokotowem-24-IX-1794-Kosciuszko-Tadeusz-Andrzej-Bonawentura;4659387.html
So auch der Historiker Tusk, welcher mit seinem Land die EU=Präsidentschaft vertritt,und permanent dazu aufruft, sich gemeinsam für die Ukraine zu vereinen, Opfer zu bringen, für das große Ziel. Und wer diesen Prozess störe, der sei entweder „ein Dummkopf oder ein Verräter“. https://tvn24.pl/polska/wolodymyr-zelenski-w-warszawie-spotkanie-z-donaldem-tuskiem-st8261301
Nach den gescheiterten Aufständen im 19. Jahrhunderten war oft vom „Geist der Freiheit“ die Rede, welche die Polen zusammen halte, vor allem im Zweiten Weltkrieg und in der Volksrepublik befeuerte er den Widerstand.
Die amerikanischen Präsidenten, welche das Land nach der Wende besuchten, waren zuvor entsprechend gebrieft worden, den Polen hier mit emotionalen Freiheitslobreden etwa auf den Papst Johannes II. und Lech Walesa entgegen zu kommen. Am besten war hier Donald Trump unterwegs, der 2017, vor den Denkmal des Warschauer Aufstands, von den Kämpfen 1944 erzählte, als wäre er selbst dabei gewesen.
Die polnische Flamme der Freiheit lodert in Zeiten der politischen Schwäche. Und sie braucht die Mithilfe, die Solidarität nicht nur der Polen selbst, sondern eben auch die anderer Nationen. Wobei das messianische Polen zumindest moralisch voranschreitet..
In Amerika war der politische und militärische Freiheitskampf, die Revolution gegen die Einschränkungen und Steuerbelastungen durch die Krone, spätestens 1783 abgeschlossen.
Danach agierte Amerika militärisch invasiv gegenüber anderen Ländern - Britisch-Kanada, Mexiko, Spanien als Kolonialherr von Kuba und den Philippen, um Beispiele aus dem 19. Jahrhundert zu nennen.
Im amerikanischen Denken geht es mehr um die Freiheit des Individuums, wichtige Begriffe sind „Freedom of Speech“, „Democray“ und „American dream“. Wenn eine Institution etwa den Spielraum des Einzelnen verletzt, wenn das Geschäftsleben durch zu hohe Steuern belastet scheint, dann kämpfen Amerikaner für diese Freiheit, für das verbriefte Recht auf Freiheit. Dabei saß und sitzt der Feind zumeist im Inneren, war der Staat, welcher scheinbar überregulierte und dieses grundlegende Recht auf Freiheit zu missachten schien.
Und, wie allgemein bekannt, intervenieren die Vereinigten Staaten in anderen Ländern , wenn dort die amerikanische Freiheit bedroht scheint, oft ein Scheinargument, um Interessen durchzusetzen.
Tusks Freiheitsanliegen betrifft wie gesagt die polnische Nation und Europa, bedroht von außen, durch Russland. Zugunsten des Gemeinwohls, soll der Streit innerhalb Polens, zwischen den europäischen Ländern enden.
Viele Amerikaner wollen sich aber nicht ihre individuellen Freiheitsrechte auf Kosten eines „verordneten“ Gemeinwohls beschneiden lassen. Genau darauf reagieren sie allergisch.
So las Vance in München den Europäern die Leviten, der die Freiheit in Europa in Gefahr sah, da es Zensur in den Sozialen Medien gebe, Deutschland verfolge Verfasser von antifeministischen Kommentaren, christliche Abtreibungsgegner würden bestraft.
Europa sei von innen bedroht, nicht von außen durch China oder Russland. https://www.reuters.com/world/europe/vance-uses-munich-speech-criticize-europe-censoring-free-speech-2025-02-14/
„Für unsere und eure Freiheit“ war der Schlachtruf des polnischen Aufstands 1830-1831 gegen die Obrigkeit des russischen Zarenreichs und er wirkt heute noch nach.
Trump wusste dieses polnische Denken und Fühlen zu instrumentalisieren. Doch nun braucht er die polnische Zustimmung nicht mehr. Er kann sich mehr Freiheiten gegenüber Polen heraus nehmen.
Spannender Geschichtsunterricht. Danke