Bilderberg – Dänemark muss draußen bleiben
Auf der Tagung in Stockholm werden dänische Interessen berührt, jedoch keine dänischen Politiker eingeladen.
Die Bilderberg Konferenz, das alljährliche Treffen der Entscheider aus Politik, Medien, Wissenschaft und Wirtschaft wird immer gerne als „Weltherrschaftsnetzerk“ von Verschwörungstheoretikern hochstilisiert oder als informales Treffen heruntergespielt.
Dieses Jahr tagen 150 Ausgewählte vom 12. bis 15. Juni im Grandhotel in Stockholm, das mittels Metallzäunen und Betonklötzen geräumig abgesperrt ist. Über dem Gebäude kreisen Polizeidrohnen, um eine mögliche Gefahr zu identifizieren, während sich die lauten Fragen der TV-Journalisten vor den Gattern, welche sie an sich selbst richten, um die möglichen Inhalte im Grandhotel drehen.
Die Begegnung der Reichen und Mächtigen unterliegt verschiedener Geheimhaltungscodes, offiziell wurde von dem Tagungsort erst am Donnerstag Morgen berichtet.
Die Vorsitzende des 34-köpfigen Leitungsausschusses sind aktuell die kanadische Unternehmerin Marie-Josée Kravis sowie der Norweger Jens Stoltenberg, der lange als NATO-Generalsekretär wirkte, und jene haben sich für eine Öffnung des Netzwerks eingesetzt.
So wurden im Vorfeld die Teilnehmer wie die Themen bekannt gegeben. https://www.affarsvarlden.se/premium/listan-alla-deltagare-pa-toppmotet-pa-grand
Als Gastgeber fungiert diesmal der Bankier und Investor Marcus Wallenberg, Teil der einflussreichen schwedischen Familie Wallenberg, welcher auch das Hotel gehört und deren Mitglieder immer wieder an diesen Treffen teilnehmen.
Mit Axel Springer-Chef Mathias Döpfner, Finanzminister Lars Klingbeil und der Parlamentspräsidentin Julia Glöckner sind prominente Köpfe aus Deutschland vertreten, als wichtiger Teilnehmer sei NATO-Generalsekretär Mark Rutte erwähnt. Auch der schwedische Premierminister Ulf Kristersson ist anwesend – allesamt offiziell in ihrer Eigenschaft als Privatpersonen. Nach Chatham House Rule können Inhalte nach außen vermittelt werden, jedoch keine Personen zitiert werden.
Getagt wird in dem Luxushotel wie im vergangenen Jahr über Künstliche Intelligenz und die Ukraine sowie über Investitionen im Rüstungsbereich, was die Wallenberg Familie umtreibt, Aktionärin des größten schwedischen Rüstungskonzerns SAAB.
Umgetrieben hat die Gründer der Konferenz in der Nachkriegszeit, es könnte zwischen Nordamerika und dem westlichen Europa zu Spannungen komen. Als Initiator wirkte Jozef Retinger, ein ehemaliger Berater der polnischen Exilregierung in London, der auch als Vater des Europarats und der „Europäischen Bewegung“ gilt. Erstmals stieg die Tagung 1954 im niederländischen Oosterbeek, im „Hotel de Bilderberg“, der Name des Hotels wurde beibehalten.
Dieser Austausch zwischen den transatlantischen Eliten gilt als roter Faden der jährlichen Treffen, um anstehende Probleme direkt, informal und ohne Protokoll zu besprechen.
Eigentlich wäre eine solche Institution eine phantastische Einrichtung, um einen brennenden transatlantischen Konflikt anzugehen – die Forderung Donald Trumps an Dänemark, den USA die Kontrolle über Grönland zu überlassen, dessen Außen- und Sicherheitspolitik von dem skandinavischen Land bestimmt wird. Und die Dänen gelten neben den Polen als die engsten und treusten NATO-Alliierten der Amerikaner.
Auffallend ist jedoch, dass unter den 150 illustren Gästen, dabei viele Vertreter aus Skandinavien, keine Regierungspolitikerin oder -politiker aus Dänemark vertreten ist. Geladen sind lediglich Robert Uggla, ein schwedischer Staatsbürger, Geschäftstführer des dänischen Containerunterhnehmens A.P. Moller Capital sowie Connie Hedegaard, Vorsitzende der dänischen Klima-Organisation KR Foundation.
Zu den Tagungspunkten gehören jedoch „transatlantische Beziehung“ sowie „Energie-Geopolitik und kritische Minieralien“, letzteres sind Rohstoffe, welche für die Wirtschaft von großer Bedeutung sind und deren Versorgungsunterbrechung für schwerwiegende Probleme sorgen kann.
Auch ein Grönland-nahes Thema. Washington argumentiert mit nationalen und internationalen Sicherheitsinteressen sowie mit den wichtigen Bodenschätzen in der arktischen Insel. Allein in Südgrönland sollen sich ein Fünftel der sogenannten “Seltenen Erden” weltweit befinden, welche für Akkumulatoren, Bildschirme, Windkraftanlagen gebraucht werden. Sprich - dänische Interessen werden auf den Tisch kommen. Und grundsätzlich gilt, wer an wichtigen Unterredungen nicht teilnimmt, über den wird gesprochen, geurteilt, entschieden.
Dabei mühen sich dänische Vertreter, allen voran Premierministerin Mette Frederiksen seit Monaten um Allianzen in Sachen Grönland bei europäischen Regierungschefs sowie bei Institutionen wie EU und NATO . Kürzlich traf sich die Sozialdemokratin mit Bundeskanzler Friedrich Merz in Berlin, der im Arktis-Konflikt „eng an der Seite unserer dänischen Freunde steht“, https://www.zdfheute.de/politik/deutschland/merz-daenemark-groenland-frage-100.html mit dem französischen Präsidenten Francois Macron wird die Dänin am Sonntag in der grönländischen Hauptstadt Nuuk für symbolstarke Bilder sorgen.
Präsent im Grand Hotel ist übrigens der Multiunternehmer und Pay Pal Mitgründer Peter Thiel, der nach eigenem Bekunden bereits im vergangenen Jahr “Geheimverhandlungen” mit grönländischen Vertretern geführt hat und eine Art libertäres Silicon Valley auf der arktischen Insel zu errichten gedenkt. https://www.reuters.com/world/europe/greenland-freedom-city-rich-donors-push-trump-tech-hub-up-north-2025-04-10/
Leider ist die Transparenz von Bilderberg noch nicht so weit gediehen, dass die Entscheidungskriterien für die Einladungen beziehungsweise Nicht-Einladungen offen gelegt werden.