„Wot Tak“: Kontrafernsehen zum Putin-TV
Neben Deutsche Welle Russisch ist „Wot Tak“ der einzig öffentlich-rechtliche Nachrichtenkanal in der EU auf Russisch. Welche Rolle kann er spielen?
Das hellbeige sechsstöckige Eckgebäude am „Platze der Warschauer Aufständischen“ der alte Sitz von „Telewizja Polska“ wird an der Vorderseite durch eine Baustelle blockiert. Hinein geht es darum nur durch den Hintereingang: Dort begrüßt eine betagte Rezeptionistin und ein noch betagterer Wachmann an der Metallschleuse den Besucher. Ein Kontrastprogramm zu dem Hauptsitz des öffentlich-rechtlichen Fernsehens im Süden des Warschauer Zentrums, das mit seinen geschwungen Glasbögen Modernität und Zukunftsfähigkeit vermitteln soll.
Aber auch hier, in dem Nachkriegsgebäude und seiner Patina passiert gerade etwas, das viel mit der nahen Zukunft Polens und auch Europas zu tun hat, glaubt man seinem Initiator, dem Fernsehjournalisten Aleksy Dzikawicki.
Die Rede ist von „Wot Tak“ („so ist es“) https://vot-tak.tv/ einem russischsprachigen Nachrichten-Kanal, in einem kleinen grünen Studio wird moderiert, vor einer Collage aus Fotos und waagrechten Streifen in graublauen Streifen als Hintergrund. „Kommentar“, „Keine Zensur“ und „Wahrheit“ ist dort auf Kyrillisch zu lesen.
„So ist es“ soll als Gegenmittel zum Putin-TV wirken, als Offensive in dem Hybriden Ringen um die Gehirne in und außerhalb Russlands.
„Es wäre doch besser, wenn die Russen, Ukrainer und Belarussen, die in Europa leben, „EU-Fernsehen“ sehen, als Kreml-TV, denn das schauen sie via VPN. Es wäre dann nicht mehr so leicht, diese Menschen zu einer Sabotage anzustiften. Man könnte so eine fünfte Kolonne vermeiden.“ so Dzikawicki ein schlanker Mann Anfang fünfzig, der in seinem kleinen Büro empfängt.
Der gebürtige Belarusse und studierte Ökonom ist Nachrichtenchef von Belsat, ein Kanal, welcher seit 2007 via Satellit eine Alternative zu den Staatsmedien in Weißrussland anbietet, in welches „Wot Tak“ untergliedert ist. Zum Journalismus kam er aus Widerstand gegen das autoritäre Regiment von Staatspräsident Aleksander Lukaschenko und musste schließlich 2001 das Land verlassen.
Nun wirkt er gerade als „Klinkenputzer“, er ist derzeit bei westlichen Botschaften, beim polnischen Außenministerium und der Kanzlei von Premierminister Donald Tusk vorstellig, um für Mittel zu werben, damit jenes Fernsehen ausgebaut werden kann. Seine Vision wäre ein EU-finanziertes Fernsehen.
Kein neuer Gedanke: im Jahr 2014 war das Thema Europa-TV auf russisch schon mal auf dem Tisch internationaler Konferenzen, die Anregung kam aus Den Haag.